Die Hachborner Wasserversorgung - Heimat Hachborn und Ilschhausen

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Die Hachborner Wasserversorgung

Geschichte
Die Entwicklung der Trinkwasserversorgung in Hachborn
 
Von Karl Müller
 
Der Brunnen, der wahrscheinlich dem Dorf Hachborn seinen Namen gab, liegt in der alten Ortsmitte an der "Bach", heute "Bachstraße". Der (die) alte Bach, der (die) ehemals das Zentrum des Dorfes bildete, wurde in Rohre geleitet und fließt heute unter der Bergstraße und der Gasse (-straße) zur Zwester Ohm. Über dem jahrhunderte ( oder jahrtausende ? ) alten Brunnen wurde im Jahre 1709 ein Sandstein-Brunnenhaus gemauert. Die Bachstraße war zu der Zeit wohl mindestens ca. 1 Meter tiefer gelegen, sodass die Wasserträger/innen bequem aus dem Brunnen schöpfen konnten. Später wurde eine Handpumpe vor der hüfthohen Mauer installiert. Ein gleiches Exemplar ist jetzt noch an derselben Stelle, links vor der Tür zu sehen.
 
Der Brunnen ist innen ca. 1,5 Meter tief. Er ist quadratisch gefasst. Die Wasseroberfläche misst ca. 3 Quadratmeter. An der nach der Straße gelegenen Seite ist die Brunnenfassung ca. 0,5 m hoch, vor die aus Sicherheitsgründen eine Formsteinmauer mit abgeschlossener Tür gesetzt wurde und an den anderen drei Seiten bilden ca. 2 Meter hohe, halbkuppelförmige Mauern die Überdachung. Auf diese gemauerte Kuppel wurde Erde aufgefüllt und zwei Linden gepflanzt. Das Ganze ergibt zwar ein sehr stimmungsvolles Bild, welches sogar als Wahrzeichen für Hachborn taugen kann. Die Linden haben aber in den letzten Jahrzehnten eine Mächtigkeit erreicht, mit der das Brunnenbauwerk und die Umgebung Schaden nehmen kann. In dem Brunnen quillt das Wasser durch eine Öffnung im Boden nach oben, füllt den beschriebenen Raum und fließt durch einen Überlauf wieder ab.
 
Im Einzugsgebiet dieser Quelle liegen einige ehemalige Bauernhöfe, dichte Wohnbesiedlung und die Friedhöfe! Eine chemische und bakteriologische Untersuchung aus den 1930er Jahren befand das Wasser aus diesem Brunnen für menschlichen Genuss, als auch andere Gebrauchszwecke, wegen seinem hohen Härtegrad für völlig ungeeignet. Einige Werte dieser Messung: 85,8 mgl Kohlensäure -84,8 mgl zugehörige Kohlensäure = 1,0 mgl verfügbare Kohlensäure /30°d.Hg. / 25 mgI N / 59,0 mgl Ci / bac. coli. comm. u.a.
 
Ein großer Fortschritt war darum der Anschluss an die Wasserversorgung vom Hachborner Berg via Wasserbassin im Jahre 1925, die einwandfreies Trinkwasser durch Leitungen in jedes Haus und jeden Stall lieferte. Vorher war die Wasserversorgung auch durch private Brunnen erfolgt, die aber oft "Oberwasser" hatten, und nicht aus dem Grundwasser stammendes, reines Wasser führten. Viele Brunnen lieferten stark eisenhaltiges Wasser, das weder zu Verzehrszwecken, noch zum Waschen der Wäsche brauchbar war. Das Wasser zum Waschen, Trinken, Kochen und Körperpflege musste teilweise beim Dorfbrunnen oder bei Nachbarn geholt werden. Es war eine mühsame Arbeit und das Wasserschleppen nahm viel Zeit in Anspruch. Gab es einmal einen starken Regen, dann war das Wasser in vielen Brunnen längere Zeit trübe und ungenießbar.
 
Aus heutiger Sicht betrachtet, erklären sich viele berichteten Krankheiten und frühen Todesfälle wie "Nervenfieber" und "Schwindsucht" als Typhus oder andere Seuchen unter der Bevölkerung. Mit der Anlage der Wasserleitung konnte auch das Vieh in den Ställen besser mit Trinkwasser versorgt werden. Auch konnten in den Häusern schon "Badezimmer" eingerichtet werden, denn das Baden war vorher wegen dem Wasserschleppen recht mühselig gewesen. Allerdings machte sich niemand große Gedanken um die Abwässer. Diese flossen bestenfalls in die Jauchegrube und wurden dann von Zeit zu Zeit auf die Felder gefahren. Der größte Anteil der Abwässer floss allerdings in die "Trusel". Das waren kleine Gräben am Straßenrand, die wiederum in Hachborn allesamt in den Mühlgraben der Sandmühle und dann in die Zwester Ohm flossen.
 
In den Jahren 1890-1900 schlossen sich schon einige Hachborner zusammen und verlegten eine Wasserleitung von den Teichen auf Spillams Hof und andere Anwesen im Dorf. Ein Relikt aus dieser Zeit ist der Sandsteintrog auf dem Hof mit dem Wasserhahn und der Inschrift „Auf Wiederruf!". Damit war gemeint, dass zwar jeder hier Wasser kostenlos entnehmen durfte, der Hofbesitzer dies aber jederzeit wieder untersagen konnte.
 
Mit dem Bau der öffentlichen Wasserleitung in 1925’wurde diese alte private Leitung aber überflüssig. Auch die privaten Brunnen waren jetzt größtenteils entbehrlich. Teilweise wurden sie zugeschüttet oder mit dicken Steinplatten zugedeckt.

 
Der Hachborner Wasserleitungsbau
 
Im Jahre 1913 wurden in Hachborn Vorschläge gemacht zur Anlage einer Gemeindewasserleitung. Dazu sollten die Quellen im Bergwald gefasst werden . Es ist dann im Winter 1913/14 ein Entwurf aufgestellt worden, der auch im Sommer 1914 landespolizeilich geprüft worden ist, aber wegen des Beginns des 1. Weltkrieges und des Todes des damaligen langjährigen Bürgermeisters Preiss im Herbst 1914 konnte die Gemeindevertretung nicht zum Bau der Wasserleitung kommen. Erst im Jahre 1924 haben einige Männer den Plan wieder aufgegriffen, und zwar den Bau als Genossenschaft durchzuführen. Nach verschiedenen Schwierigkeiten konnten sie aber die Bauarbeiten im Jahre 1925 beenden. Nach Vollendung der Bauarbeiten nahm allerdings der damalige Bürgermeister mit der Gemeindevertretung die Weiterführung und Verwaltung der Anlage in die Hand.
 
Das Quellgebiet liegt ca. 2 km vom Dorf entfernt am "Hachborner Berg". Während die Waldwiese, auf der der größte Teil der Quellen liegt, Eigentum der Gemeinde ist, befindet sich der umliegende Wald im Besitz der Waldinteressentengenossenschaft. Für die Nutzung der Quellen und der Wiese ist im Grundbuch ein Wegerecht eingetragen.
 
Das Wasser wurde mit 10 cm weiten Steinzeugsickerrohren gesammelt, und mit 10 cm weiten Tonmuffenrohren dem Quellsammelbrunnen zugeleitet. Die Quellen lieferten in den Sommermonaten rund 60 cbm Wasser am Tag. Diese Menge war für Hachborn mehr als ausreichend. Größere Wassermengen, vor allem in der regenreichen Zeit flossen durch eine Überlaufleitung in einen Graben. Die Sammelbrunnen sind ausgemauert und werden durch gusseiserne Deckel mit übergreifendem Rand verschlossen. Diese sind durch Vorhängeschloss und Schrauben gesichert. Von den Sammelbrunnen führt eine 6 cm weite, gusseiserne Rohrleitung zum Hochbehälter. In diesem wurde ein Wasservorrat von 150 cbm angesammelt, und zwar 75 cbm für den Verbrauch und 75 cbm für Feuerlöschzwecke. Außer der Löschwasserreserve im Hochbehälter stand nur das Wasser der Zwester Ohm und des Mühlgrabens zur Verfügung, das aber im Sommer sehr gering sein kann.
 
Das Hochbehälterhaus hat eine eiserne Tür mit überstehendem Rand, die durch ein Vorhängeschloss gesichert ist. Die Türabdichtung war aber nicht so vollkommen, sodass Staub und Insekten eindringen konnten. Außerdem befanden sich in der ersten Tür zwei runde, handtellergroße "Gucklöcher", die nur unvollkommen durch ungesicherte Fallscheiben verschlossen waren und Staub und Insekten auch hier hinein kamen. Während es in den ersten Jahren des Betriebes noch ausreichte, der Bevölkerung durch den Bürgermeister mitzuteilen, das Wasser sei "in sanitärer Beziehung" untersucht worden, wurden in den 1930er Jahren die Ergebnisse der chemischen und bakteriologischen Untersuchung durch das Hygieneinstitut der Universität Marburg für einwandfrei befunden und veröffentlicht, z.B.: dHg.: 7
 
Vom Hochbehälter verlegte man eine gusseiserne Rohrleitung mit einer lichten Weite von 10 cm und dann 8 cm in die Ortslage. Es wurden 18 Hydranten und verschiedene Abstellschieber mit Entleerungsleitungen eingebaut. Zu den Hausanschlüssen wurden Bleidruckrohre von 2 cm und 2,5 cm Durchmesser verwendet. Als höchste Gebäudehöhe nahm man 10 m für den Löschwassereinsatz im Brandfall an.
 
Heute wird Hachborn vom "Zweckverband Mittelhessische Wasserwerke" mit seinem Sitz in Gießen mit Trink- und Betriebswasser versorgt. Der "ZMW" ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, und garantiert immer eine hervorragende Wasserqualität. Auch in Trockenzeiten stehen ausreichende Wassermengen und hohe Leitungsdrücke, auch für den Brandfall, zur Verfügung.
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